In der Heimat ein Geheimtipp – RHEINPFALZ-Sommeraktion zu Gast bei uns im Weingut

Im Rahmen der diesjährigen Sommeraktion der Tageszeitung Die Rheinpfalz waren 15 interessierte Leser vergangene Woche zu Gast bei uns im Weingut. In rund 1,5 Stunden gab es für die Besucher viel interessantes über Traubensaft zu erfahren und zu verkosten. Es hat uns sehr gefreut uns und unsere Passion den Lesern präsentieren zu dürfen.

 


Auszug aus der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ vom  25. August 2022 – Artikel geschrieben von Ali Reza Houshami

 

RHEINPFALZ-SOMMERAKTION: Auch durch Experimentieren gelingt es in Möcklis Traubensaftmanufaktur, möglichst viele Geschmacksmerkmale aus den Rebsorten herauszukitzeln. RHEINPFALZ-Leser erhalten bei einem Besuch Einblick in die Arbeit des Nußdorfer Betriebs – und erfahren, wieso das alkoholfreie Genussmittel nicht per se vegan ist.

 

NUSSDORF. Nicht nur Pfälzer Weine haben solch einen guten Ruf, dass sie bundesweit in Restaurant sowie bei besonderen Anlässen und Ereignissen wie den Olympischen Spielen ausgeschenkt werden. Auch Traubensaft wird von einem Südpfälzer Winzer geordert. Genauer gesagt: Erzeugnisse aus dem Hause Möckli, aus der in Nußdorf beheimateten Traubensaftmanufaktur. Zu deren Kunden zählten etwas das Berliner Luxushotel Adlon oder das Gran Hotel Heiligendamm, einst Schauplatz eines EU-Gipfels.

Gerade in entfernte Regionen, etwa nach Norddeutschland oder Bayern, verschickt der Landauer Betrieb regelmäßig in Kisten verpackte Flaschen Morio Muskat, Riesling, Spätburgunder und Co. Das kommt nicht von ungefähr: Ein Großteil des Verkaufs wird über den Online-Handel abgewickelt, berichtet Johannes Wörner. Der 33-Jährige, der sich als Feierabendwinzer bezeichnet, packt in seiner Freizeit neben seinen Eltern und anderen Familienangehörigen im Betrieb seines Onkels Manfred Möckli mit an – sei es als Erntehelfer in den Rebzeilen oder Organisiator im Büro.

In den eigenen Gefilden hingegen scheint der Nußdorfer Betrieb mit seinem Herzstück, der Traubensaftmanufaktur, ein Geheimtipp zu sein. Kaum einer der 15 Teilnehmer der RHEINPFALZ-Leseraktion hatte vor dem Besuch des Betriebs von der Vielfalt des Genussmittels gehört. Johannes Wörner führt dieses Nieschendasein vor allem auf die Pfälzer Lebensart zurück. Wein sei hierzulande ein geschätztes Kulturgut, das bei Festen und Feierlichkeiten getrunken wird, während Traubensaft bei manchen verpönt sei.

Dabei hat jede Rebsorte auch als alkoholfreies flüssiges Endprodukt ihren eigenen Charakter, den es zu entdecken gilt. Je nach Zucker- oder Säuregehalt schmeckt der Traubensaft anders, zumal er auch sortenrein hergestellt werden muss. Bei der Verköstigung wird verdeutlicht, dass sich manche Traubensäfte und -seccos durchaus auch als Essensbegleiter anbieten, dementspprechend nicht nur, mit Wasser verdünnt, als Durstlöscher serviert werden müssen. Diesen Aspekt bringt der Landauer Betrieb bereits optisch zum Ausdruckm indem er für ausgewählte Sorten ein anderes Flaschenetikett verwendet.

Der Familienbetrieb möchte generell, dass der natürliche Geschmack der Rebe später im Glas voll zur Geltung kommt. Dabei wird die Philosophie verfolgt, das Produkt nicht zu behandeln und weder mit Zusatz- noch mit Konservierungstoffen zu verarbeiten. So kommt es beispielsweise auch dazu, dass die Bildung von Weinstein in der Flasche geduldet wird, statt den natürlichen Vorgang durch verschiedene Maßnahmen zu hemmen. Die Kristalle, die sich im Flaschenboden absetzen, beeinträchtigen den Geschmack zwar nicht, sind aber in der Branche üblicherweise nicht gerne gesehen. Sie werden als Makel betrachtet, berichtet Wörner.

Eine zehn Hektar große Rebfläche bewirtschaftet der Nußdorfer Familienbetrieb. Die Verantwortlichen legen Wert darauf, die Trauben größtenteils mit der Hand zu ernten. Bei Beeren hingegen, die für die Weinproduktion vorgesehen sind, kommt meistens der Vollernter zum Einsatz. Aufgrund von Absprachen mit Keltereien, mit denen der Betrieb zusammenarbeitet, herrscht laut Möckli Zeitdruck.

Der Nußdorfer Betrieb wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Am Anfang stand  der Weinhandel im Fokus. Als in den 1950er-Jahren mangels Nachkommen die Frage aufkam, wer das Geschäft fortführen kann, fanden sich in der Fremde Familienangehörige, die den Betrieb am Leben erhalten wollten. Hans Konrad kam aus der Schweiz und brachte das Weingut auf Vordermann. Später fing er an, sich mehr und mehr mit Traubensäften zu beschäftigen. Schließlich sollten auch jene Verwandte in der Heimat die Erzeugnisse genießen, die nicht dem Alkohol frönten. Ende der 1980er-Jahre brachte er den selbst abgefüllten Traubensaft in größeren Mengen in den Verkauf. Heute führt der Betrieb mehr als 20 Traubensäfte und -seccos.

Um aus den Erzeugnissen möglichst viele Geschmacksnoten herauszukitzeln, wird in der Traubensaftmanufaktur auch gerne experimentiert. Etwa durch Barrique-Verarbeitung oder Flaschenlagerung. So wird geprüft wie sich der Geschmack des Produkts mit zunehmender Dauer verändert. „Bei einem Traubensaft dominierte beispielsweise anfangs ein Sauerkirsch-Geschmack, einige Jahre später war er von einem Rotwein kaum mehr zu unterscheiden“, sagt Wörner.

Seit 2017 stellt der Betrieb ausschließlich vegane Traubensäfte her, wofür er auch zertifiziert wurde. Zwar handelt es sich bei dem Ausgangsprodukt um eine Frucht, sodass es ohnehin vegan sein sollte. Doch um Wein beziehungsweise Traubensaft von Trübstoffen zu befreien uns die zu  filtrieren, können tierische Klärmittel, etwa Gelantine, zum Einsatz kommen. Bei Möcklis wird bei diesem Verfahren darauf verzichtet, es wird stattdessen auf ein aus Erbsen gewonnenes Protein zurückgegriffen.